Phasenweise wird mir meine Heimatstadt zu klein und ich suche mir nette Menschen aus meinem Freundeskreis raus, die mindestens 200km entfernt wohnen und überrasche diese mit einem Besuch meiner Wenigkeit. Die Distanz muss folglich irgendwie überbrückt werden. Hat man kein eigenes Auto, so wie ich, gibt es eine ganze Reihe von möglichen Transportmitteln. Sehr beliebt die Deutsche Bahn, vor allem wegen ihrem fantastischen Preis-Leistungs-Verhältnis, dem überragenden Service und der typisch deutschen Pünktlichkeit. Ich entziehe mich gern der Bahn und reise mit den verschiedensten Leuten durch die Republik. mitfahrgelegenheit.de machts möglich. Jeder, der als Mitfahrer seinen Fuß in ein fremdes Auto gesetzt hat und sich von einem völlig fremden Menschen von A nach B gegen ein humanes Entgelt chauffieren lassen hat, weiß, dass man oft Überraschungen erlebt, bezüglich der Personen, mit denen man die nächsten Stunden im gleichen Vehikel verbringt.
Donnerstag, 11. September 2008
Die Subkultur und die Mitfahrgelegenheit
Beliebte Themen kurz nach der Abfahrt sind der Zweck der Reise und was man sonst so macht um seine Woche rumzukriegen. Als schillernde und interessante Persönlichkeit liefert man da auch gut und gern Stoff für eine Fahrt von Kiel nach München und zurück, so wie ich eben. Ich rede gern und viel. Soziophobe Menschen jedoch können einem die Fahrt herrlich versauen, indem sie schweigen. Unerbittlich. Wenn es sein muss von Abfahrt bis Ankunft. Am liebsten habe ich Mitmenschen, die meinen Beruf und vor allem das Metier, in dem ich arbeite, als Anlass sehen, dass ich meine schulische Laufbahn vermutlich direkt nach dem Hauptschulabschluss beendet habe.
Was nenne ich wohl Job?!
Ich bin Redakteurin.
Das klingt bei so ziemlich allen noch interessant und jeder spinnt sich insgeheim auch zusammen, für welches Medium ich wohl arbeite und welchen Schwerpunkt ich betreue. Wetten mit sich selbst, die sie in fast allen Fällen verlieren...
Ich bin Musikredakteurin.
Da kassiert man gern mal den ersten entsetzen schrägen Blick. Man sieht dem Gesprächspartner/Mitfahrer an, dass die Hoffnungen nun auf dem Genre liegen, mit dem ich mich beschäftige und ich hoffentlich nicht der BRAVO-Redaktion angehöre.
Ich bin Musikredakteurin bei einem Hip Hop Magazin.
Jetzt folgt der Gesichts-Gau oder völliges Desinteresse als Reaktionen auf mein kühnes Geständnis. Ist ja auch eine heikle Angelegenheit, wenn man bedenkt, was der Großteil der Deutschen so mit Hip Hop assoziiert. Mangelndes Ausdrucksvermögen, Frauenverachtung, Respektlosigkeit und vor allem Dummheit....um mal einige zu nennen (Na, wer erkennt sich hier wieder?!).
Sobald ich erwähnt habe, was ich also genau bin und wofür ich schreibe, bin ich die gesamte weitere Fahrt bemüht, Schadensbegrenzung zu üben und mit der Umerziehung meines Gegenübers zu beginnen.
Ja, ich kann mich artikulieren. Zwar bin ich erst 22, aber das habe ich tatsächlich gelernt.
Nein, dass was auf MTV läuft hat nichts mit dem zu tun, womit ich mich beschäftige und was ich gut finde.
Nein, Bushido hängt nicht als Poster über meinem Bett und ich träume auch nicht von Gang-Bang-Parties.
Die wenigsten Leute, die ich kenne und die sich frisch, fromm, fröhlich, frei in meiner liebsten Subkultur bewegen, decken die gängigen Hip Hop Klischees. Doof geguckt wird übrigens bei Außenstehenden auch gern, wenn man anmerkt, dass es mehr als eine Art von Rap gibt und dass Hip Hop an sich nicht die Musik, sondern die Kultur mit allen dazugehörigen Elementen selbst ist. Ab dem Punkt kommt Verwirrung auf und falls man nicht die gesamte Strecke, die man dank mitfahrgelegenheit.de in einem fremden Auto zurückgelegt hat auch wieder nach Hause fahren will, um zu erklären, was das mit den Elementen wieder soll, dann einfach hier aussteigen.
Danke fürs Mitnehmen.
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1 Publikumsreaktionen:
Ach keine Gang Bangs? Dann bleib ich dem Hip Hop wohl doch fern :-)
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